Basisches Wasser – brauchen wir das wirklich?

Durch unsere heutige sogenannte zivilisierte Lebensweise ist der Organismus vieler Menschen übersäuert, was als Ursache für viele Zivilisationskrankheiten gesehen wird. Es ist eine ganze Industrie mit zahlreichen Produkten entstanden, die uns helfen sollen wieder basischer zu werden. Unter anderem sollen Wasserfilter die basisches Wasser liefern unseren Organismus wieder ins Basische bringen.

Grundsätzlich ist es richtig dafür zu sorgen, das unser Organismus wieder basischer wird, damit schaffen wir tatsächlich eine gute Grundlage für ein gesundes Leben. Hier wollen wir genauer betrachten in wie weit basisches Wasser uns dabei unterstützen kann.

Wo gibt es basisches Wasser?

Das in der Natur vorkommende Wasser ist in der Regel neutral oder leicht sauer. Nur wenige Ausnahmen bestätigen diese Regel. Es gibt eine ganz kleine Zahl von Heilquellen, die basisches Wasser liefern. Während der Evolution in den letzten Millionen Jahren haben die allermeisten Menschen und Tiere neutrales oder leicht saures Wasser getrunken. Das ist schon mal ein deutlicher Hinweis darauf, das unser Körper auf ein neutrale bis leicht saures Wasser optimal abgestimmt ist.

Wie kann man basisches Wasser selber herstellen?

Seit einigen Jahren werden in Japan und Korea und zunehmend auch in Europa sehr erfolgreich Geräte vermarktet, die durch Zerlegung des Wassers mit elektrischem Strom aus normalem Wasser ein mehr oder weniger stark basisches Wasser (manchmal auch Aktivwasser genannt) machen. Diese elektrische Zerlegung ist erst mal ein Prozess, der so in der Natur nicht vorkommt.

Das mit so einem Gerät auf unnatürliche Weise produzierte  Wasser soll antioxidative, aktive Wasserstoffionen enthalten, die unerwünschte freie Radikale neutralisieren sollen um damit degenerativen Körperprozessen entgegen zu wirken – so die Theorie. Außerdem soll es helfen den Säure-Basen-Haushalt wieder in ein basischeres Gleichgewicht zu bringen.

Es soll hier gar nicht bezweifelt werden, das solche Geräte ein basisches Wasser mit aktiven Wasserstoffionen herstellen. Durch den unnatürlichen Prozess der Elektrolyse erfährt das Wasser aber weitere Veränderungen. Ob ein auf diese Weise verändertes Wasser sich tatsächlich positiv auf unsere Gesundheit auswirkt, ist für mich noch eine ganz offene Frage.

Es gibt noch einen zweiten Weg, ohne die Zerlegung des Wassers mit elektrischem Strom, basisches Wasser herzustellen. Durch Zugabe bestimmter Mineralien, wie z.B. Kalzium und Magnesium, kann ebenfalls ein basisches Wasser entstehen. Dies ist ein viel natürlicheres Verfahren. Bei einigen der wenigen natürlichen basischen Quellen wird das Wasser ebenfalls durch eine bestimmte Mineralienzusammensetzung basisch.

Die entscheidende Frage ist nun, kann basisches Wasser uns helfen einen übersäuerten Körper wieder ins Basische zu bringen?

Wie wirkt basisches Wasser in unserem Körper?

Unser menschlicher Körper und die darin ablaufenden Prozesse sind ziemlich komplexe vielschichtige voneinander abhängige Zusammenhänge, die wir nach meiner Einschätzung noch lange nicht komplett verstanden haben.

Zitrone macht basisch

Es gibt simple Beispiele, die uns zeigen, das unser vereinfachtes Denken oft falsch liegt. Z.B. Wenn wir eine saure Zitrone essen, wird unser Körper davon basischer und nicht saurer! Das zeigt doch, das etwas was wir essen oder trinken im Körper noch lange nicht so wirken muss wie die Ausgangssubstanz. Wenn wir basisches essen, kann es auch sauer wirken, wenn wir saures essen, kann es auch basisch wirken und umgekehrt natürlich auch.

Insofern sind es für mich noch offene Fragen, ob saures Wasser eine Übersäuerung im Körper tatsächlich verstärkt und ob basisches Wasser den Körper tatsächlich basischer macht.

Nun wird behauptet, das es einige wenige berühmte Heilquellen gibt, die basisches Wasser liefern. Aus solchen Aussagen wird oft folgender Schluss gezogen:
Wasser aus einer Heilquelle ist gesund, es ist ja schließlich eine Heilquelle, die viele Menschen gesund gemacht hat. Wenn die Heilquelle basisches Wasser liefert, so muss auch basisches Wasser im Allgemeinen gesund sein. Man bleibt lange gesund, wenn man nur noch das Wasser einer Heilquelle trinkt, oder wenigstens ein Wasser, welches dem sehr ähnlich ist, z.B. ein basisch gemachtes Wasser.

Wenn man da mal genauer drüber nachdenkt, wäre es doch die gleiche Logik, die zu folgendem Schluss führen würde:
Durch Antibiotika sind viele Menschen gesund geworden, also wäre es doch gut täglich Antibiotika zu nehmen um lange gesund zu bleiben.

Mit dieser Analogie möchte ich deutlich machen, das ein Wasser nicht automatisch ein gutes tägliches Trinkwasser ist, nur weil es aus einer Heilquelle kommt. Es ist tatsächlich so, das manche Heilquellen eher wie eine Medizin als wie ein tägliches Trinkwasser zu sehen sind.

Und so sehe ich es auch mit dem basischen Wasser. Für therapeutische Zwecke, in Abstimmung mit einem Heilpraktiker oder Arzt, mag es hilfreich sein.

Für den Dauergebrauch hätte ich Bedenken, das im Körper an anderer Stelle etwas aus dem Gleichgewicht kommen kann. Ich habe mal von einer Frau erfahren, die so ein elektrisch hergestelltes basisches Wasser über längere Zeit getrunken hat. Zunächst ging es ihr gesundheitlich besser. Später aber gab es Probleme im Verdauungsbereich, die darauf zurück geführt wurden, dass durch das basische Wasser die Magensäure zu stark neutralisiert wurde. Weitere Infos zu diesem Themenbereich gibt es auch in dem Interview mit dem Heilpraktiker Stephan Hollweg.

Unser Körper ist ein so komplexer Organismus, das wir kaum in der Lage sind zu verstehen, was alles passieren kann, wenn wir dauerhaft ein Wasser trinken, wo die Natur uns nicht drauf vorbereitet hat.

Und wie kann unser Körper nun basischer werden?

Es wäre doch so schön einfach gewesen, wir kaufen für einige 100 oder 1000 Euro ein Gerät welches uns basisches Wasser bereitet, und schon sind alle aus Übersäuerung resultierenden Probleme aus der Welt. Es ist leider nicht so, wie es in der Werbung suggeriert wird.

Gemüse

Um den richtigen Weg aus der Übersäuerung heraus zu finden brauchen wir mal wieder nur einen Blick in die Natur und in die Geschichte der Menschheit zu werfen. Die meisten gesundheitlich negativen Veränderungen entstanden erst in den letzten 100 Jahren. Außerdem wissen wir ja schon ziemlich genau welche Lebensumstände zur Übersäuerung führen.

Ein großer Faktor ist die unnatürliche Ernährung: zu viel Fleisch, Massentierhaltung, stark verarbeitete Produkte, Weißmehl, Fastfood, … . Hier haben wir ganz einfache Möglichkeiten sehr wirkungsvoll der Übersäuerung entgegen zu wirken, wir müssen nur einige unserer Gewohnheiten ändern.

Solche Veränderungen sind wesentlich wirkungsvoller und freier von Nebenwirkungen als das Trinken von basischem Wasser. Außerdem sparen wir sogar Geld, wenn wir weniger von Fleisch und stark verarbeiteten Produkten kaufen, weil weniger verarbeitete Lebensmittel auch weniger kosten.

Ist denn saures Wasser wirklich gut?

Sehr reines Wasser, wie es z.B. aus Osmoseanlagen oder Destilliergeräten kommt, ist meistens leicht sauer. Zum Teil liegt es daran, das sich Kohlendioxid aus der Luft im Wasser löst und sich Kohlensäure bildet. Dieses Wasser ist dem Regenwasser sehr ähnlich.

Regenwasser entstammt dem Wasserfilter der Natur und ist der Hauptlieferant für sauberes Wasser auf unserem Planeten. Auch wenn es nach dem Regen in verschiedenen Erdschichten mit Mineralien angereichert wird, so wird ein erheblicher Teil davon direkt als mineralarmes leicht saures Oberflächenwasser getrunken. Unsere Katze mag z.B. das Wasser aus der Pfütze viel lieber als Leitungswasser. Mir zeigt es, das die Natur dieses leicht saure Wasser für Mensch und Tier gemacht hat und unser Körper dafür optimal ausgestattet ist.

Außerdem ist der PH wert bei einem so reinem Wasser eigentlich gar keine relevante Aussage, da die Pufferkapazität von solchem Wasser extrem gering ist. Das bedeutet, so ein Wasser hat keine Kraft den sauren PH-Wert aufrecht zu erhalten, wenn es in eine Umgebung  mit anderem PH Wert kommt. Sobald ein leicht saures Osmosewasser in eine basische Umgebung kommt, wird es sofort basisch, es kann die Säure wegen der schwachen Pufferkapazität nicht aufrecht erhalten.

Osmosewasser entsteht auch aus einem sehr technischem Prozess und kann sicher nicht in allen Aspekten mit einem ganz natürlichem Wasser verglichen werden. Aber hinsichtlich des PH-Wertes und der Säure / Basen Eigenschaften ist es dem Regenwasser sehr ähnlich.

Nach meiner Einschätzung ist es viel natürlicher ein leicht saures Wasser zu trinken, als ein basisches. Wichtiger ist mir, das das Wasser sauber und frei von Giftstoffen ist. Man kann sogar für wenig Geld einen Hightech Wasserfilter selber bauen und sich damit sauberes Trinkwasser selbst zuzubereiten. Ich genieße täglich so gefiltertes reinstes Wasser.

Fazit

Einer Übersäuerung unseres Körpers mit basischem Wasser entgegen zu wirken ist aus meiner Sicht keine gute Idee. Das ist einfach nicht Aufgabe des Wassers. Wasser soll frei sein um Nährstoffe und Abbauprodukte möglichst effizient zu transportieren. Das ist die eigentliche Aufgabe des Wassers.

Die Zusammenhänge im Körper sind so komplex, das wir nicht wirklich komplett verstehen können was im Körper alles passiert, wenn wir ihm basisches Wasser geben, an das er im Laufe der Evolution nicht gewöhnt wurde.

Eine der wesentlichen Ursachen für die Übersäuerung ist eine unausgewogene unnatürliche Ernährung. Durch Umstellung / Verbesserung unserer Ernährung in Richtung einer natürlicheren Ernährung kann Übersäuerung viel effizienter entgegen gewirkt werden als durch basisches Wasser.

Video: Im Gespräch mit Jesper über basisches Wasser

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